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Das Tuber-Os-Mukosa-Transplantat – Ein autogenes Composite-Transplantat als alternative Socket Preservation
Thema
Einleitung
Das Zahnfach unterliegt nach der Extraktion einer Atrophie mit Veränderung der Abmessungen. Alveolarfortsatzerhaltende Maßnahmen sollen die Ausgangssituation bei der späteren Implantatsetzung verbessern. Je nach Technik oder der verwendeten Materialien zielen diese auf eine Konsolidierung des Weichgewebes für eine verzögerte Sofort- oder Frühimplantation oder des Hartgewebes für eine Spätimplantation ab. Keine Technik kann die Schrumpfung gänzlich verhindern; bei der Füllung der Alveole scheint sie jedoch geringer auszufallen (Fickl et al. 2008). Ob einige Materialien oder Techniken anderen überlegen sind, kann in der gegenwärtigen Studienlage nicht festgestellt werden (Vignoletti et al. 2012, Weng et al. 2011).
Therapievorschlug
Hier soll ein zusammenhängendes Knochen-Weichgewebe-Transplantat vom Tuber vorgestellt werden, das nicht nur über eine vergrößerte Diffusionsfläche in der Alveole verfügt, sondern durch den mit eingebrachten autogenen Knochen zu einer schnelleren Knochenbildung für eine Frühimplantation führen kann (Neisius 2013).
Problemstellung bei Knochenersatzmaterial
Erhöhte Infektionsneigung und längere Heilungszeit bei der Verwendung von KEM im Vergleich zu autologen Transplantaten werden beobachtet (Terheyden 2011). Die Knochenbildung kann geringer ausfallen oder verspätet einsetzen (Araújo et al. 2009; Diès et al. 1996). Bei nicht, - oder schwer resorbierbaren KEM ist eine bindegewebige Einscheidung möglich (Carmagnola et al. 2003) und das Risiko einer ausbleibenden Regeneration und Implantatintegration erhöht (Neugebauer et al. 2008). Immunreaktionen und die Übertragung von Prionen sind bei allogenen und xenogenen Knochentransplantaten prinzipiell möglich (Jerosch et al. 2002).
Autogene Alternative
Dem Einbringen eines knöchernen Autografts wird osteoinduktive Wirkung, also die Fähigkeit zum Umwandeln undifferenzierter mesenchymaler Vorläuferzellen zu Osteoprogenitorzellen mit folgender Osteogenese, zugeschrieben (Smeets et al. 2014).
Problemstellung bei Eigentransplantaten
Das als „Socket Seal Surgery“ (Landsberg et al. 1994) bekannte Verfahren verschließt die intakte Alveole mit einem passenden Schleimhautpunch vom Gaumen. Nach Adaptation der Ränder erfolgt die Ernährung der vorwiegend kleinen und dicken Transplantate ausschließlich peripher über die seitliche Kontaktfläche (Neisius 2013).
Alternative Kombitransplantate
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit liegt in der Vergrößerung der Diffusionsfläche durch Verwendung eines kombinierten Bindegewebe-Schleimhaut-Transplantats mit Einschlagen der subepithelialen Komponente in einen Spaltlappen (Stimmelmayr et al. 2010). Eine weitere Möglichkeit stellt das hier vorgestellte Tuber-Os-Mukosa-Transplantat dar (Neisius 2013).
Bildergalerie (13)
Literatur:
- Araújo MG, Linder E, Lindhe J. Effect of a xenograft on early bone formation in extraction sockets: an experimental study in dog; Clin Oral Implants Res, 2009, 20(1):1–6.
- Carmagnola D, Adriaens P, Berglundh T. Healing of human extraction sockets filled with Bio-Oss; Clin Oral Implants Res, 2003, 14(2): 137–143.
- Diès F, Etienne D, Abboud NB, Ouhayoun JP. Bone regeneration in extraction sites after immediate placement of an e-PTFE membrane with or without a biomaterial. A report on 12 consecutive cases; Clin Oral Implants Res, 1996, 7(3): 277–285.
- Fickl S, Zuhr O, Wachtel H, Stappert C, Stein J, Hürzeler M. Dimensional changes of the alveolar ridge contour after different socket preservation techniques; J Clin Periodont, 2008, 35: 906–913.
- Jerosch J, Bader A, Uhr G: Knochen Taschenatlas; Thieme, 2002, 8–40, 124.
- Landsberg CJ, Bichacho N. A modified surgical/prosthetic approach for optimal single implant supported crown. Part I – The socket seal surgery; Pract Periodontics Aesthet Dent, 1994, 6(2): 11–17.
- Neisius JT. Das Tuber-Os-Mukosa Transplantat zur Socket-Preservation: autogenes Composittransplantat, Kollagenverfüllung und Koagelheilung im klinischen Vergleich; Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften, ISBN: 978-3-8381-5289-9
- Neugebauer J, Rothamel D, Lingohr T, Scheer M, Zöller E. Chirurgische Konditionierung des Implantatlagers; BDIZ EDI Konkret, 2008, 2: 6–14.
- Smeets R, Jung O, Hanken H, Hartjen P, Al Dam A, Gröbe A, Heiland M, Gosau M, Rothamel D, Schlee M, Iglhaut G, Kolk A. Was können regenerative Materialien in der Zahnheilkunde leisten – und wo sind ihre Grenzen?; DZZ, 2014, 69(12): 708–721.
- Stimmelmayr M, Allen EP, Reichert TE, Iglhaut G. Use of a combination epithelized-subepithelial connective tissue graft for closure and soft tissue augmentation of an extraction site following ridge preservation or implant placement: description of a technique; Int J Periodontics Restorative Dent, 2010, 4: 375–381.
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- Vignoletti F, Matesanz P, Rodrigo D, Figuero E, Martin C, Sanz M. Surgical protocols for ridge preservation after tooth extraction. A systematic review; Clin Oral Impl Res, 2012, 23 (5): 22–38.
- Weng D, Stock V, Schliephake H. Welche Maßnahmen sind sinnvoll zum Strukturerhalt des Alveolarfortsatzes nach Zahnextraktion? Systematischer Review mit Konsensus-Statements und -Empfehlungen der 1. DGI Konsensuskonferenz; Europ J Oral Implant, 2011, 4: 123–130.